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Seegrundsanierung Uetikon

Projektänderung Seegrundsanierung Uetikon: Die Altlasten bleiben für immer im See


Blei, Zink, Cadmium, Uran, Radium…: Während 200 Jahren hat sich vor dem Chemieareal einiges auf dem Seegrund angesammelt. Die Belastung gilt gemäss Kanton als „hoch bis sehr hoch“ und das Freisetzungsrisiko als „mittel bis hoch“ – da das ganze im Trinkwasserreservoir Zürichsee liegt, hat der Kanton gesagt:

„Diese Stoffe haben da nichts verloren“. Seit letzten Sommer läuft deshalb die Sanierung….

NUR: Seit 13 Monaten ist es eine beschlossene Sache, dass mindestens die Hälfte der Schadstoffe (bei der Radioaktivität sogar der grösste Teil) für immer im See belassen wird. Das wurde 13 Monate vor der Bevölkerung verheimlicht. Die (originale) Lobby für Uetikon ist der Meinung – diese Thema gehört auf den Tisch und muss diskutiert werden.



Das Containerlager am See – in solchen Containern wären 9800 m3 Altlasten abtransportiert worden, eigentlich… – jetzt bleiben sie im See

Im letzten Moment…..
Die Lobby für Uetikon ist am 3. Februar vom Strahlenschutzfachmann Marco Bähler auf die Projektänderung aufmerksam gemacht worden: Auf dem ufernahen Streifen von ca. 25 m Breite und total 16’000 m2 Fläche[1] werden die Altlasten vollständig im See belassen – im ursprünglichen Projekt wären hier insgesamt 9800 m3 stark bis sehr stark kontaminierte Altlasten aus dem See entfernt worden. Pikanterweise befinden sich in diesem Sektor hohe Uran- und vermutlich Radiumkonzentrationen[2]. Es ist zu früh, abschliessend zu beurteilen, ob das eine inakzeptable Lösung ist – aber die Lobby für Uetikon sieht dringenden Diskussionsbedarf, da dieses Vorhaben unter Geheimhaltung an der Öffentlichkeit vorbeigeplant wurde.

Fragliche (Des)Informationspolitik
Den Entscheid, diese 9800 m3 Altlasten im See zu belassen, hat das AWEL am 28. Januar 2022 mit einer Verfügung gutgeheissen. Fast 13 Monate wurde dazu nichts kommuniziert! Ganz im Gegenteil – im Sommer 2022 wurde den Medien die laufende Sanierung mittels Absaugung stolz präsentiert (NZZ und Tages Anzeiger berichteten am 9.5.22). Dabei wurde der Entscheid, den grössten Teil der Altlasten im See zu belassen, mit keinem Wort erwähnt. Auf die Website „Chance Uetikon“ wurden im Laufe 2022 zwei Filme hochgeladen, die das erfolgreiche Absaugen thematisieren ohne auf die bereits beschlossene 180° Kehrtwende hinzuweisen. Am 8. Februar 2023 hat die Lobby Gemeinderat und Kanton deshalb aufgefordert, eine Informationsveranstaltung durchzuführen und danach die öffentliche Ausschreibung nochmals zu starten – was abgelehnt wurde. Unsere Anfrage führte zu einer ersten Presseinformation (15.2.23). Seit 27.1.23 läuft die Auflage des veränderten Bauprojektes – am Tag der Medieninformation verstrich der gesetzliche Termin um den Baurechtsentscheid gegen das aufliegende Projekt zu verlangen! Eine Information erst unter öffentlichem Druck und nachdem die Einsprachefrist de facto vorbei ist, verstösst gegen demokratische Grundrechte. Aus den Unterlagen, die auf der Gemeinde aufliegen, ist zudem nicht einsehbar, dass durch die Überschüttung der Grossteil des radioaktiven Materials im See bleibt! Diese Nicht-Information lässt den Verdacht aufkommen, dass der Kanton als Bauherrschaft, Gesetzgeber und Exekutive etwas (im See) verstecken will.

Eine Lösung für immer?
Mit der Überschüttung werden 30’000 m3 Kies in den See gebracht – das ist ein ‚Point of no return’. Sollten unsere Nachkommen feststellen, dass die Überdeckung keine gute Idee war, werden die Kosten viel höher, da dann zuerst das Kies wieder abgetragen werden muss. Das Gelände am See wird dann dicht überbaut und von über 3000 Schülern, Berufstätigen und Bewohner genutzt sein und keine Baustelleneinrichtung mehr zulassen. Auch wird dann die CU aus ihrer Pflicht die Kosten mitzutragen entlassen sein und Kanton und Gemeinde werden den Gewinn aus dem Landverkauf anderweitig eingesetzt haben. Somit wird eine Sanierung für unsere Nachkommen nicht mehr bezahlbar sein – aber Schwermetalle bleiben für immer und die Toxizität des Urans wird sogar noch zunehmen aufgrund des zunehmenden Anteils der ebenfalls radioaktiven Zerfallsprodukte. Alle Beteiligten müssen also sehr sicher sein, dass die gewählte Variante die Situation für Jahrtausende entschärft. Sollte Wellenschlag dereinst das Kies der Überdeckung abtragen, oder eine Unterwasser- Rutschung stattfinden wie zuletzt 1955 vor Uetikon, werden sich unsere Enkel die Augen reiben. Ein Abrutschen der Überdeckung muss also ausgeschlossen werden können.

Kompromissvariante nicht geprüft
Bauunternehmer und Kanton haben eine Variantenstudie durchgeführt: Dabei wurden in den betroffenen 16’000 m2 der komplette Abtrag der betroffenen Bodenschicht mit dem kompletten Verbleib der Altlasten mittels Überschüttung verglichen. Es scheint aber eine offensichtliche dritte Lösung zu geben: Die ganze Baustelle wurde ja so eingerichtet, dass die obersten 50 – 150 cm abgesaugt werden können (siehe Berichte TA und NZZ) – es liesse sich also die Sanierung wie geplant durchführen womit der grösste Teil der Stoffe entfernt würde. Die neu entdeckten Reststoffe in den tieferen Schichten könnten dann durch Überdecken gesichert werden. Die Überdeckung käme dann auch auf festere Bodenschichten zu liegen und das Problem der fehlenden Verzahnung (Abrutschgefahr) dürfte sich verringern. Solche Varianten müssten erst geprüft werden.

Analysedaten nicht korrekt zitiert
In den Zeitungsberichten vom 15.2.23 bezieht sich Sprecher Pfanner auf die Untersuchungen im vergangenen Jahr, und hält fest: “In unmittelbarer Ufernähe betrage die Dicke der belasteten Ablagerungen bis zu sieben Meter“. Dies wird als der eigentliche Grund angeführt weshalb es zu dieser Umplanung kommt. Der Lobby liegt nun der vollständige Bericht zu besagten Untersuchungen vor. Dieser fasst die Situation wie folgt zusammen: „In 9 von 12 Bohrkernen mit Feststoffanalysen kommen in den obersten rund 2 m Schadstoffkonzentrationen von >10-facher PEC-Wert vor“. Korrekt ist, dass gemäss den Bohrungen das aufgeschüttete Land bis 7 m tief reicht – die gemessenen Belastungen liegen aber in den obersten 2 m, in den meisten Fällen sind die obersten 1 – 1.5 m am stärksten belastet. (Aus dem Bericht ist nicht ersichtlich wieweit Proben in tieferen Bereichen überhaupt gemessen wurden – die gemessenen Belastungen liegen aber in den obersten 2 m).

Der See als Trinkwasserreservoir
In der öffentlichen Information (einsehbar auf „Chance Uetikon“) hat der Kanton 2021 betont: „Der See ist ein Trinkwasserreservoir – in einem Trinkwasserreservoir haben diese Stoffe nichts verloren“. Wieso diese Aussage nicht mehr stimmt, müsste schlüssig erklärt werden. Damit all diese Fragen geklärt werden können, bereitet eine Gruppe Personen, die einen direkten Bezug zum See und Seeareal haben, zusammen mit der Lobby eine Einsprache gegen diese Überschüttung vor.




Das neue Projekt: Sektor B der zugeschüttet statt saniert wird ist gelb markiert. 




Schadstoffverteilung Uran. Ein Grossteil liegt im Bereich, der überschüttet wird 




Ursprünglich geplante Abtragungstiefe – im revidierten Projekt werden nur noch die flachen Schichten draussen im See saniert (graue und pinke Schattierungen), fast überall wo ursprünglich eine tiefe Sanierung geplant und vom Unternehmer offeriert wurde (violette Schattierungen), werden die Altlasten jetzt überschüttet


[1] Das ist weniger als ein Drittel der sanierungsbedürftigen Fläche. Da aber immer schon klar war, dass in diesem Teil die mächtigsten Schichten liegen (siehe Anhang) werden mindestens die Hälfte der ursprünglich zu entfernenden Stoffe im See bleiben – die jetzt zusätzlich entdeckten Belastungen in tieferen Schichten nicht mitgerechnet. Bei den radioaktiven Stoffen liegt aufgrund der Karte zur Urankonzentration weit über die Hälfte (Anhang) der Belastung in diesem Bereich.

[2] Der Lobby liegen detaillierte Dokumente vor, die der Kanton aufgrund des Öffentlichkeitsprinzips auf Anfrage zugestellt hat. Die Abschätzungen in diesem Text sind aufgrund dieser Dokumente gemacht.



Die Lobby für Uetikon ist ein Verein von engagierten UetikerInnen, die sich für ökologische, soziale und kulturelle Anliegen in der Gemeinde einsetzen.
Aktiv mitgetragen wird die «Lobby für Uetikon» von den Dorfparteien Mitte, Grüne und SP.

Der Verein richtet seinen Fokus auf die langfristige, positive und nachhaltige Entwicklung der Lebensqualität unter besonderer Beachtung ökologischer und raumplanerischer Aspekte. Der Verein unterstützt den Aufbau und die Pflege lokaler Strukturen in der Gemeinde. Der Verein setzt sich für Förderung des respektvollen Umgangs miteinander und den Dialog unter den Generationen ein. Er arbeitet zusammen mit Parteien, Vereinen und Institutionen, die gleiche oder ähnliche Ziele verfolgen.

Mehr Informationen dazu auf «lobby-fuer-uetikon.org».