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K A R O

Eine Arbeit von Roland Faesser für das Liechtensteinische Landesmuseum

K A R O
10 ”members of the clans” bewachen auf über 7 Meter Höhe, den monumentalen Kaskadenraum des neuen Liechtensteinischen Landesmuseums. Nach dem Aufstieg von 52 Stufen, erschliesst sich ein triumphaler Horizont von ”kleinkarierten” Hirschtrophäen, ähnlich einer Ahnengalerie aristokrater Veteranen. Der ironische Schulterschluss zur Naturkundlichen Sammlung ist Program. Gerne greife ich den Schlusssatz des Projektbeschriebes der Architekten, über das "enttarnende Entdecken" und der beschwörenden Suggestion der Normalität auf, um innerhalb dieser ambivalenten Thematik mein Projekt einzubinden. Diese vermeintliche Normalität, die uns daran hindert längst Vertrautes und kulturell Überliefertes wieder neu zu sehen, neu zu entdecken, dürfte mit Sicherheit eines der wichtigsten Ansprüche für das Ausstellungsgut des Landesmuseums sein. Welches sind die Rezepturen, die angewandt werden müssen, um die erforderliche Sensibilität und Sensorik der Wahrnehmung zu schärfen? Bedient man sich einer beschwörenden Suggestion, oder einer gar mystischen Verklärung? Ob all dieser Überlegungen schwingt natürlich auch eine didaktische Note mit, die das spontane und emotionale Empfinden und Erleben beeinträchtigen kann. Mit der Kunst am Bau soll sowohl der architektonische, wie auch der inhaltliche Bezug zum Museum verstärkt und pointiert werden. Mit meinen Trophäen, insbesondere mit der naturalistischen Geweihbatterie der Hirsche, nehme ich einerseits Bezug auf die Referenzen der naturkundlichen Sammlung und unterstreiche, in seiner ganzen Länge, zugleich auch die monumentale und progressive Kraft des Kaskadenraumes. Der seitliche, imposante und zugleich überraschende Eintritt in den sich perspektivisch verjüngenden Treppenraum, wird durch die tief angesetzte Beleuchtung der Treppenstufen zum atmosphärischen Ereignis, dass durch die thronenden Hirsche in über 7m Höhe ab Boden, zum dramaturgischen Höhenflug ansetzt. Die Vorstellung, dass die Decke im Dunkeln nahezu zum Nachthimmel entschwindet und in fernen Lüften, die Hirschgötter über die Geschehnisse wachen, lässt die Kaskaden zu einer Art Himmelsleiter mutieren, die dem Raum eine schier unendliche Höhe verleihen. Die ganze Theatralik wird insofern entschärft, bzw. gebrochen, als die Köpfe, im Kontrast zu den Geweihen, sich gänzlich der Abstraktion bedienen und durch eine durchaus charmant-schottische Genügsamkeit und einer ebenso sublimen Differenzierung der "kleinkarierten", ja fast schon comichaften Identitäten und Clans, dem jeweiligen Besucher den kräfteraubenden Aufstieg vergessen macht.

Roland Fässer 2003


Es gibt keine oeffentliche Einweihung,
dafuer ist vom Sonntag den 30.11. bis Freitag den 5.12. jeweils von 10:00-17:00 open house (Gratiseintritt).
Liechtensteinisches Landesmuseum Im Staedtle 43, FL-9490 Vaduz